Auf deinem Instagram-Account sind jede Menge Bilder von leckerem Essen. Ich könnte dich jetzt provokativ fragen: Du hast also Kochen gelernt?
Das kannst du mich ruhig genau so fragen. Die Antwort darauf ist nämlich: Ja. Ich habe vor allem gelernt, wie ich vielfältig, abwechslungsreich und wirklich gesund koche. Wie viel Obst und Gemüse isst du pro Tag?
Pro Tag? Eher pro Woche. Das ist dann – Asche auf mein Haupt – oft auch tiefgefroren auf einer Pizza. Wieso?
Weil du pro Tag zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse essen solltest. Eine Portion entspricht einer geballten Faust. Das in vielfältigen Gerichten zu verpacken, die Kindern schmecken, ist gar nicht so leicht. Wenn du das in meinem Job nicht kannst, hast du schnell eine Rebellion am Mittagstisch.
Wechseln wir lieber das Thema, gesunde Ernährung ist wohl definitiv nicht meine Stärke. Wolltest du schon immer das machen, was du heute machst?
Immer wäre auf jeden Fall gelogen. Ich hatte am Ende meiner Schulzeit auch mit dem Gedanken gespielt, Optikerin zu lernen. 2009, also vor zwölf Jahren, hatten wir dann aber bei uns auf dem heimischen Betrieb eine Betriebshelferin. Meine Mama hatte eine Schulter-OP, nichts Wildes, aber sie brauchte eben Hilfe. Und das hat einfach geflutscht. Alles was die Betriebshelferin angepackt hat, das hat einfach funktioniert. Es war einfach ihre Art wie sie gearbeitet hat, egal ob im Haushalt, im Stall oder im Garten. Das hat mich wohl einfach beeindruckt.
Danach war klar, wo es beruflich mit dir hingehen wird?
Tatsächlich noch nicht ganz. Wirklich klar war es mir nach dem Tag der offenen Tür der Landwirtschaftsschule Rosenheim. Ich habe die Meisterinnen dort getroffen, den Beruf noch mehr kennengelernt, zur Absicherung noch einige Praktika absolviert. Dann war mir aber wirklich klar: Ich will als Betriebshelferin arbeiten.
Salopp gesagt, war das schon eine schwere Geburt. Würdest du dich mit dem Wissen von heute wieder so entscheiden?
Ich bereue meine Entscheidung kein bisschen. Mein Beruf füllt mich wirklich aus. Ich glaube das ist etwas, was heutzutage viele nicht mehr behaupten können.
Was ist es denn genau, was dich erfüllt? Abwechslungsreich kochen allein wird es ja nicht sein?
Das allein ist es natürlich nicht, aber das gehört zum Gesamtbild dazu. Das hört sich jetzt vielleicht so an, als wäre ich eine langweilige, sehr konservative Hausfrau, die alte Klischees pflegt. Das sieht aber nur der so, der es auch sehen will.
Wie siehst du dich denn?
Ich sehe mich als Allrounderin und Organisationstalent. Ich schmeiße weit mehr als nur den Haushalt. Eine Putzkraft hört auf, wenn alles sauber und ordentlich ist, da fange ich im Grunde erst an. Ich betreue die Kinder, spiele mit ihnen, mache Hausaufgaben mit ihnen. Ich packe natürlich genauso mit auf dem Betrieb an, melke Kühe, habe die Kälber im Blick, miste aus oder was auch immer anfällt. Ich sorge einfach dafür, dass Haushalt und Betrieb weiterlaufen können.
Gibt es auch Arbeiten, die du nicht mehr machst?
Also das ich konkret eine bestimmte Aufgabe nicht mehr mache, das nicht. Das ist ja auch immer von Einsatz zu Einsatz unterschiedlich. Was ich aber gelernt habe: Ich mache nicht mehr jeden Betrieb. Damit meine ich vor allem Betriebe aus der Nachbarschaft. Auf dem Land kennen sich die Leute. Wenn ein Landwirt zum Beispiel psychisch nicht mehr kann, eine Betriebshelferin benötigt, dann will er vielleicht mich, die im Nachbardorf wohnt, nicht. Wenn ein Betrieb aus meiner Nachbarschaft Hilfe benötigt und ich angefragt werde, dann frage ich vorher immer beim Betriebsleiter nach, ob es okay ist, dass ich komme.
Wie hat dich deine Arbeit denn überhaupt verändert?
Ich war früher wirklich schüchtern und zurückhaltender. Heute bin ich ein offen, selbstbewusst und konsequent. Das braucht es auch für den Beruf. Ich habe meine Spielregeln und wenn die andauernd missachtet werden, dann schepperts halt auch mal.
Es scheppert?
[lacht] Das sagt man so in Bayern. Damit ist natürlich und um Gottes Willen keine Ohrfeige bei Kindern gemeint. Aber wenn es zu bunt wird, dann zeige ich den Kindern auch mal die Grenzen auf. Dafür sind die Eltern übrigens ziemlich dankbar. Aber das ist die Ausnahme. Die Kinder sind mit das Schönste an meinem Job. Während meiner Ausbildung habe ich auf einem Betrieb in der Mittagspause immer mit den Kindern Uno gespielt. Irgendwann kam meine Ausbilderin zu mir und meinte: „Steffi, du sollst doch in deiner Pause nicht arbeiten.“ Ich habe erst gar nicht gewusst, was sie genau damit meinte. Für mich war das nie Arbeit.
Dann hättest du ja auch Erzieherin werden können?
Mit dieser Entscheidung wäre ich sehr wahrscheinlich nicht so glücklich, wie ich es heute bin. Ich brauche einfach die Landluft, die Arbeit draußen mit Tieren, Maschinen und der Natur.
Hilft dir deine Arbeit als Betriebshelferin auch auf deinem eigenen Hof?
Natürlich tut sie das. Wäre es nicht so, wäre ich eine schlechte Betriebshelferin. Aber weißt du was wirklich krass ist? Es heißt ja immer, dass Betriebshelfer von Haus aus nicht betriebslind sein können. Mir ist das zuhause wirklich passiert. Was mir auf fremden Betrieben sofort auffällt, habe ich bei mir wirklich übersehen. In dem Moment habe ich echt kurz an mir gezweifelt, rückblickend aber auch wieder viel gelernt.
Du wirst als Hofnachfolgerin deinen elterlichen Betrieb übernehmen. Macht dich das stolz?
Ich darf den Betrieb meiner Eltern und Großeltern fortführen, das macht mich wirklich stolz. Wir haben Ende 2019 angefangen einen neuen Milchviehstall zu bauen, im November 2020 sind wir fertig geworden. Damit haben wir als Familie und als Familienbetrieb einen riesigen Schritt gemacht und wir sind alle glücklich und stolz darauf. Es gibt sicher viele Jobs, die leichter sind als Landwirtin zu sein, aber für mich gibt es keinen schöneren.
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