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Würdest du mir zustimmen, wenn ich sage, du bist Landwirtin im zweiten Anlauf?
Zumindest in Teilen. Richtig ist, dass ich meine Lehre zur Landwirtin im ersten Lehrjahr unterbrochen hatte. Ich hatte gute Noten, war aber unzufrieden mit mir und auf meinem Lehrbetrieb lief es auch nicht rund. Dazu kam die Angst vor der Zwischenprüfung. Mir ging es damals richtig schlecht und ich zwischenzeitlich zurück zu meinen Eltern gezogen.
Heute bist du Landwirtin, du hast also nicht aufgegeben.
Ich habe das vor allem einem Lehrer von damals zu verdanken. Der war richtig traurig, als ich ihm gesagt hatte, dass ich erstmal unterbreche. Und er hat sich wirklich dafür eingesetzt, dass ich zurückkomme und die Lehre abschließe. Dank ihm bin ich Landwirtin geworden.
Das war nicht deine erste Ausbildung, richtig?
Zuerst habe ich eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin gemacht. So bin ich auch mit der Landwirtschaft in Berührung gekommen. Ich bin nach der Lehre auf einen Hof, um dort im Haushalt zu helfen. Für mich war das eine neue Welt.
Was war neu für dich?
Alles ist ziemlich direkt, der Ton ist auch mal rau, es fliegen auch mal die Fetzen. Das kannte ich so nicht. Und natürlich die Landwirtschaft als solches war mir neu. Ich wusste nicht, wie viele Liter Milch eine Kuh gibt oder wie Feldarbeit funktioniert. Aber das habe ich alles lernen dürfen. Zwei Jahre war ich insgesamt dort.
Da warst du aber noch keine Landwirtin?
Nein, aber der Wunsch, diesen Beruf zu lernen, der wuchs mit jedem Mal. Die Lehre, so schwer sie mir auch gefallen ist, was die absolut richtige Entscheidung. Heute weiß ich, dass es mein Traumberuf ist.
Wieso bist du nicht zurück auf einen einzelnen Betrieb gegangen?
Bis zu meiner Lehre war ich auf zwei Betrieben. Auf beiden habe ich viel gelernt, beide haben mich irgendwie auch geprägt, aber zum Ende hin hat es auf beiden nicht mehr gepasst. Das wollte ich nicht mehr. Ich wollte aber auch nicht auf einen Großbetrieb und nur für ein oder zwei Tätigkeiten angestellt werden. Ich will einfach alles auf einem Hof machen.
Und da bist du auf die Idee gekommen, Betriebshelferin zu werden?
Tatsächlich war das meine Mama, die mich auf die Idee gebracht hat. Ich habe dann einfach beim Maschinenring angerufen und dann ging alles ganz unkompliziert.
Dann kam dein erster Einsatz?
Ich glaube ich habe gestottert, so aufgeregt war ich.
War es die Aufregung wert?
Natürlich nicht. Die Leute waren nett und froh, dass ich da bin, der Einsatz lief super.
Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her, Zeit für ein kurzes Fazit.
Ich stehe immer noch gerne jeden Tag auf. Bei mir sind es vor allem die kleinen Momente, die mich zufrieden machen. Wenn ich abends vorm Stall stehe und die Sonne untergeht, dann denke ich mir „ich habe es eigentlich schon schön“. Es ist einfach schön. Es ist friedlich.
Friedlich ist dein Beruf leider nicht immer.
Nicht alle sind dankbar, das gehört zur Wahrheit dazu. Andere diskutieren viel, wieder andere nehmen Männer ernster als Frauen. Ich hatte mal einen Einsatz, da stand der Landwirt mit frisch operierter Schulter plötzlich ganz oben auf der Leiter und hat gearbeitet. Dafür habe ich wirklich kein Verständnis.
Und trotzdem machst du deinen Beruf gerne.
Das sind oft wirklich Kleinigkeiten. Der Einsatz läuft da im Großen und Ganzen gut ab. Der Rest sind negative Ausnahmebetriebe und auf keinen Fall die Regel. Ich habe in der bisherigen Zeit wirklich viel gelernt, menschlich und beruflich. Ich habe tolle Menschen und Betriebe kennengelernt. So eine Vielfalt bekommt niemand zu sehen, der auf einem Hof festangestellt ist.
Zum Abschluss: Du bist nicht auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, dein Weg in die Landwirtschaft war nicht immer leicht. Würdest du mit deinem Wissen von heute anderen Landwirten empfehlen, als Betriebshelfer zu arbeiten?
Sehr sogar. Als Betriebshelferin habe ich die Landwirtschaft mit all ihren Ecken und Kanten erst richtig kennengelernt. Ich bin heute ein Mensch, vom dem ich selbst nie gedacht hätte, dass ich mal so werde. Und das meine ich absolut positiv.